Beachtliches Unentschieden
Quelle: Liechtensteiner Vaterland, Ernst Hasler
Im ersten Länderspiel des Jahres rang Liechtenstein dem Favoriten aus Island ein starkes 1:1-Remis ab. Die Gäste waren sogar dem Sieg näher, gaben für die EM-Ouvertüre gegen Spanien eine gute Referenz ab.
Rurik Gislason brachte Island in Front (20.), Michael Stocklasa glich per Kopf aus (69.). Liechtenstein zeigte eine starke Moral, hielt vor allem athletisch und in den Zweikämpfen konsequent dagegen, sodass die Isländer kaum spielerische Akzente setzen konnten.Vor allem im zentralen Mittelfeld überzeugten Polverino und Wieser, der zwar einige «telefonierte Pässe», spielte, sich jedoch glänzend zurechtfand. Auch Frick konnte mit seiner Präsenz dem Team viel Ruhe geben und den einen oder anderen Angriff über die Aussenbahnen geschickt lancieren.
Führung fragwürdig
Ein fragwürdiger Führungstreffer brachte Island in Vorlage: Ein Freistoss landete bei Rurik Gislason, der lief aus abseitsverdächtiger Position Richtung Bicer und traf via rechten Innenpfosten (1:0). Die Führung war nicht zwingend, denn LiechtensteinsAnfangsnervosität hatte lediglich zwei Minuten gedauert: In jener Phase prüfte Helguson Torhüter Bicer mit einem Flachschuss (1.) und kurz darauf fischte Bicer eine Smarason-Flanke sicher (2.). Aggressiv und entschlossen stiegen die Liechtensteiner in die Zweikämpfe; sie schenkten den agilen Isländern keinen Meter.
Mario Frick lief dank Ballglück von halblinker Position solo gegenTorhüter Arason, setzte den Ball jedoch neben den rechten Pfosten in behind (8.). Kurz darauf tauchte der Captain erneut in der Strafraumgrenze auf, doch sein Schuss wurde abgeblockt (17.). Diese Szenen belegten, dass sich die Isländer, die seit fünf Länderspielen ungeschlagen sind, schwertun, das Spiel zu gestalten. Die Liechtensteiner hielten jeweils den Ball lange im Spiel und suchten das Abspiel in dieTiefe, wo der agile D’Elia jedoch nie ideal lanciert werden konnte. Weitere Möglichkeiten liessen Ritzberger per Kopf (27.) und Polverino, der einen Verteidiger an der Strafraumgrenze anschoss (32.). Die Gastgeber verzeichneten lediglich noch einen Drehschuss von Helguson (36.). Die grösste Chance zum Ausgleich liess Erne aus: Ein langer Flankenball von Ritzberger landete beim USV-Offensivspieler, doch der wartete und wartete, dribbelte und blieb schliesslich im Gewühl an Spielern vor ihm hängen (37.). Die Halbzeitführung der Isländer war schmeichelhaft, dank ihrer Effizienz lagen sie vorne. Der Ref, der dem Heimteam gut gesinnt war und jede Vorteilregel für Island auslegte,verweigerte Liechtenstein sogar einen Foulpenalty: Als Ottesen Polverino im Strafraum von hinten auf die Beine trat, schaute der Ref grosszügig weg (23).
Michael Stocklasa glich aus
Im zweiten Abschnitt spielte sich das Geschehen vornehmlich im Mittelfeld ab. Das Bemühen der Gäste zahlte sich aus. Eine Polverino-Freistossflanke von links nickte Michael Stocklasa aus sechs Metern ins Tor (1:1); die isländische Abwehr hatte ihn vergessen. Das zweite Länderspieltor des USV-Verteidigers.
Die Szenen im zweiten Abschnitt konnten an einer Hand abgezählt werden. Christen zögerte bei einem gelungenen Konter (63.) und Steinssons Hinterhaltschuss landete im Himmel (65.). Die Liechtensteiner wollten plötzlich mehr, agierten noch frecher als im ersten Abschnitt. Bis auf einen Wieser-Distanzschuss, den Torhüter Arason erst im Nachfassen bändigte (75.), tat sich indes nicht mehr viel. Bis auf einen Vorstoss der Gäste: Frick nahm einem Isländer den Ball ab, lancierte Christens, doch dessen Pass auf den freistehenden Ritzberger kam nicht (83.). Island wirkte im Finish gekränkt, teilte teilweise hart aus. Dass Island gekränkt war, versteht sich, denn in diesem Jahr hatten die Insulaner noch keinen Gegentreffer kassiert. Rund 50 deutsche Fans, die zuvor das U21-Länderspiel Island – Deutschland besucht hatten, freuten sich mit den Liechtensteinern, die nicht nur kämpften und kompakt standen, sondern auch spielerisch einiges zu bieten hatten. Für die EM-Qualifikation macht das Appetit auf mehr, obwohl mit Weltmeister Spanien eine unlösbare Aufgabe zu warten scheint.
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