Verdienter Punkt in einem irren Spiel

Liechtenstein holt sich im Nations League Spiel gegen Gibraltar auswärts ein verdientes 2:2 und damit den ersten Punkt. Aber wie! Auf dem Weg dorthin durchlebten sämtliche Beteiligte und wahrscheinlich auch alle Zuschauer zu Hause an den TV-Geräten ein Spiel, das so schnell nicht vergessen geht.

Was für ein Fussballspiel! Als der Schiedsrichter nach 90 plus 14 Minuten das Nations League Spiel zwischen Gibraltar und Liechtenstein abpfiff, war der erste Punkt für das Team von Nationaltrainer Konrad Fünfstück im Trockenen - in extremis erarbeitet, erkämpft, erspielt und erzwungen in einer irren zweiten Halbzeit. Doch der Reihe nach - wenigstens einigermassen.

Aus der Vergangenheit wusste man im Lager der Liechtensteiner, dass die Spiele gegen Gibraltar immer ganz besonders emotional sind. Sehr aggressive Spielweise, ständiges Provozieren auf dem Feld und von der Seitenlinie gehören bei Gibraltar zum Standardrepertoire. Darauf versuchte Konrad Fünfstück seine Jungs einzustellen und es zeigte sich schnell, dass die Liechtensteiner parat waren. Sie begannen zielstrebig und zeigten wenig Respekt. Dann allerdings der frühre Rückstand nach einem direkt verwandelten Eckball, der mit Unterstützung des unberechenbaren Windes zum Entsetzen des Gästeteams über Torhüter Benjamin Büchel hinweg den Weg ins Tor fand. Da waren noch keine zehn Minuten gespielt und Liechtenstein befand sich in Rücklage.

In der Folge überstanden die Liechtensteiner eine Drangphase Gibraltars und konnten sich bis zu Pause vom Schock des frühen Rückstands erholen. Im zweiten Spielabschnitt fand Liechtenstein wieder gut ins Spiel und belohnte sich mit dem frühen Ausgleich. Ferhat Saglam schnappte sich nach einem Abwehrfehler der Gibraltarer den Ball, fackelte nicht lange und brachte ihn mit einem präzisen Flachschuss im gegnerischen Tor unter. Ab diesem Zeitpunkt kochten beim Heimteam mehr und mehr die Emotionen hoch. Die Liechtensteiner liessen sich auf dem Feld bis weit in die zweite Halbzeit hinein allerdings nicht von ihrem Konzept abbringen und versuchten, den Punkt nicht mehr aus der Hand zu geben. Nach einer unübersichtlichen Szene im Strafraum griff jedoch plötzlich zum ersten Mal der VAR ein. Niklas Beck hatte den Ball am Boden liegend an die Hand bekommen und so gab es Elfmeter. Alle Bemühungen schienen umsonst, doch Benjamin Büchel parierte den Strafstoss. Da waren gut 80 Minuten gespielt. Wenige Minuten später konsultiert der Schiedsrichter erneut den VAR, wieder ging es um ein Handspiel der Liechtensteiner im eigegen Strafraum. Und diesmal lautet die Entscheidung kein Penalty.

So ging es in die Nachspielzeit, die mit neun Minuten angegeben wurde. Drei dieser Nachspielminuten waren um als plötzlich die Liechtensteiner jubelten. Erneut ein Ballverlust Gibraltars vor dem eigenen Tor und Andrin Netzer marschierte alleine los. Allerdings verstolperte er den Ball, doch dieser rollte Aron Sele vor die Füsse, der zum vermeintlichen 1:2 einschoss. Vermeintlich, denn der Liechtensteiner Jubel wurde vom VAR erstickt. Abseits. Nach sieben der angezeigten neun Nachspielminuten folgte dann das, was oft passiert im Fussball. Plötzlich jubelte Gibraltar, denn nach einen Konter war die Hintermannschaft Liechtensteins überspielt und es hiess 2:1. Doch damit nicht genug. Hektik und Emotionen auf und neben dem Spielfeld führten dazu, dass zu den angezeigten Nachspielminuten weitere fünf hinzukamen. 104 Minuten insgesamt und in der allerletzten sorgte erneut der VAR für ausgleichende Gerechtigkeit. Penalty für Liechtenstein. Kapitän Nicolas Hasler übernahm die Verantwortung und traf zum 2:2 Schlussstand.

Ein absolut irres Spiel mit insgesamt 15 gelben Karten und zwei direkten Platzverweisen für Staffmitglieder von Gibraltar.