Quelle: Liechtensteiner Vaterland / Philipp Kolb
Geführt – ausgeglichen – verloren
Liechtensteins U21-Nationalmannschaft zeigte gegen Favorit Ukraine eine Topleistung. Bis zur 70. Minute stand die Partie ausgeglichen 2:2. Dann liessen die Kräfte nach und der ukrainische Nachwuchs erzielte noch drei Treffer zum zu hoch ausgefallenen, aber verdienten 2:5-Sieg.
Ein einziges Tor hatte die Liechtensteiner U21-Nati in bisher sechs EM-Qualifikationsspielen erzielt. Simon Kühne traf beim 5:1 gegen die Schweiz in Thun. Gestern legte Kühne nach, und das gleich doppelt. Er brachte seine Farben nach etwas mehr als einer halben Stunde zur Überraschung aller in Front. Die Vorarbeit zu diesem Penaltytreffer war allerdings bedeutender. Es war eines von zwei Ausrufezeichen, welches Atlético-Madrid-Legionär Dennis Salanovic gestern setzte. Brändle erkämpfte zuvor im Mittelfeld einen Ball und passte zu Salanovic in den Strafraum. Dieser täuschte rechts an, wollte dann aber links an Karavayev vorbeiziehen. Das alles ging so schnell, dass Salanovics Gegenspieler sein Bein nicht mehr wegbrachte und einen Penalty verursachte. Simon Kühne liess sich nicht zweimal bitten und versenkte den Elfmeter eiskalt.
Ukraine dreht Spiel
Vor dem 1:0 der Liechtensteiner hatte man vonseiten der Gäste nicht viel gesehen. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen wirkten die Ukrainer etwas überheblich, zum anderen spielte die Liechtensteiner Defensive äusserst stark. Dann aber patzte diese und liess noch vor der Pause zwei nicht zwingende Treffer zu. Erst knallte Noyok den Ball aus gut 18 Metern ins Tor (40.) und nur vier Minuten später tricksten Kulach und Buyalskiy im Liechtensteiner Strafraum. Kulach tippte den Ball nur kurz an, lenkte diesen damit aber zu Buyalkiy ab. Dies alles ging für Liechtensteins Verteidigung zu schnell, sodass man trotz starkem Spiel mit einem Rückstand in die Pause musste.
Kühnes Lauf zum Ausgleich
Im Normalfall hätten die Liechtensteiner nun versucht, keine weiteren Gegentore zu erhalten, was wohl auch die 306 Zuschauer im Sportpark erwartet haben. Doch es kam nochmals überraschend anders. Die Gäste brauchten wie schon in der ersten Halbzeit einen Gegentreffer, um ihre Qualitäten zu demonstrieren. Erneut war es Kühne, der dieses Mal aus dem Spiel heraus traf. Schnell und schnörkellos zog er zusammen mit Ospelt und dem ebenfalls starken Zimmermann ein gekonntes Zusammenspiel auf und zog in der Folge alleine auf Ukraine-Keeper Denchuk los. Abgeklärt liess Kühne auch dem letzten Ukrainer auf dem Weg zum Ausgleich keine Chance (Bild). Die Ukrainer wollten reagieren, brachten zuerst ausser Weitschüssen nichts zustande, und wenn sie doch einmal durchkamen, hatte Liechtensteins Keeper Lo Russo etwas dagegen. Bis zur 70. Minute verteidigte die Fuchsbichler-Elf das 2:2. Hätte man dieses Remis gegen die Ukraine mit 45 Millionen Einwohnern über die Zeit gebracht, wäre dies einer grossen Sensation gleichgekommen. Am Schluss fehlte aber einmal mehr die Kraft und die Ukraine zog noch auf 2:5 davon, wobei der letzte Treffer erst in der Nachspielzeit fiel. Vor dem 2:5 hatte Salanovic nochmals einen grossen Auftritt. Er liess im Sprint über den Flügel drei Gegenspieler stehen. Sein Abschluss ging aber statt zum 3:4 ins Tor knapp daneben.
Umstellung hat gewirkt
U21-Trainer Heinz Fuchsbichler sprach nach der Partie von einer guten Leistung, ärgerte sich aber sowohl über die billigen Tore vor der Pause als auch das nicht mehr nötige 2:5 am Schluss. «Wir haben hinten umgestellt und teilweise mit fünf Abwehrspielern agiert. Ziel war es, die schnellen Salanovic und Kühne noch mehr vorzuschieben. Die Taktik ist aufgegangen», fasste Fuchsbichler zusammen. Dennis Salanovic bestätigte: «Das war ein gutes Spiel, in dem wir auch einmal offensiv Akzente setzen konnten. Wir hatten viel mehr Aktionen in Richtung gegnerisches Tor als in den früheren Partien.» Der ukrainische Trainer Serhiy Kovalets sprach an der Medienkonferenz von einem sehr guten Spiel von beiden Teams. «Für uns war es unangenehm, dass wir in Rückstand gerieten. Das Liechtensteiner Team hat von meiner Seite sehr viel Respekt verdient für diese Leistung.» Unterschätzt hätten sie den Gegner nicht. «Wir wussten, dass sie individuell starke Atkeure haben, die bei Atlético Madrid oder bei anderen grösseren Vereinen spielen, und wir wussten, dass sie bei ihrem Heimspiel top vorbereitet sein werden.» Kovalets begründete auch, warum er in den letzten vier Spielen immer wieder fast das ganze Team ausgetauscht hat. «Das Ziel der ukrainischen U21-Nati ist in erster Linie, junge, starke Spieler für die A-Nationalmannschaft auszubilden », so Kovalets. In diesem Sinne agierten beide Mannschaften mit dem genau gleichen Ziel – einfach mit ganz unterschiedlich grossen Ressourcen: 37 000 Einwohner gegenüber 45 Millionen Einwohner.